Albertie Ausgabe 03/2021

Die neue Albertie 03/2021 ist da

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, schauen Sie sich auch ab und an den sonntäglichen „Tatort“-Krimi an? Mögen Sie vielleicht sogar das Kult-Ermittlerpaar aus dem Münster-Tatort? Kommissar Thiel und den von sich selbst zumeist sehr eingenommenen Rechtsmediziner

Professor Karl-Friedrich Boerne? Letzterem legte der Drehbuchautor in der Folge „Mord ist die beste Medizin“ (ARD 2014) folgende Flapsigkeit in den Mund: „Unverrückbare Überzeugungen haben nur schlechte Ärzte, Heilpraktiker und Taxifahrer!“

Dr. Rückert, ein Tierarzt aus Ulm, arbeitete den eigentlichen Kern dieses respektlosen Spruchs heraus. Nämlich, dass zu ernsthafter medizinischer Wissenschaft und Praxis auch immer die Weiterentwicklung gehört. Genauso wie der
Wunsch, Zusammenhänge noch besser zu verstehen und alles in Frage zu stellen, was zwar immer schon als Tatsache galt, aber nie so richtig durch Fakten bewiesen wurde.

Corona-Pandemie und Klimakrise zeigen, dass dieses Grundprinzip von Wissenschaft für den Laien sehr verunsichernd sein kann und dass beispielsweise die Politik mit der Schnelligkeit (medizinisch-) wissenschaftlicher Weiterentwicklung nicht immer umzugehen versteht.


AUCH IN DER TIERMEDIZIN WERDEN EHEMALS „EHERNE“ GESETZE IN FRAGE GESTELLT


Viele Jahrzehnte war es beispielsweise für Tierheime eine Selbstverständlichkeit, ihre Hunde „geimpft, gechippt, kastriert“ zu vermitteln. Mit der routinemäßigen Kastration sollte ernsthaften Erkrankungen vorgebeugt und die ungehinderte Vermehrung von Hunden eingegrenzt werden. Mit Tierheimhunden sollte nicht mehr gezüchtet werden (können)!

Aber durch die Kastration sollte den Hunden auch das Leben im Tierheim, also letztlich das Leben unter den Bedingungen einer Art von „Massentierhaltung“, erleichtert werden. Wir taten damit das, was wir heute an anderer Stelle (z.B. in der Nutztierhaltung) stets kritisieren: Wir passten das Tier an ein Haltungssystem an – ohne das System zu hinterfragen...


Mittlerweile wissen wir jedoch, dass die Kastration bei Hündinnen und Rüden erhebliche Nebenwirkungen und Spätfolgen hervorrufen kann. Den tiermedizinischen Hintergrund dieser – faktengestützten – Sichtweise beleuchtet im vorliegenden Heft Annette Daniels, die Tierärztin des Essener Tierheims. Für sie hat im Gegensatz zum Chippen und Impfen, die Kastration nichts auf der Standard-To-Do-Liste für Hundehalter zu suchen, sondern das Für und Wider eines solchen Eingriffs sollte für jeden individuellen Hund sorgfältig abgewogen werden.


Einen goldenen Spätsommer und Herbst wünscht Ihnen

Ihre

Elke Esser-Weckmann

 

 

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