Albertie Ausgabe 02/2020

Die neue Albertie 02/2020 ist da

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Liebe Leserin, lieber Leser,

sechziger Jahre. Kindheit in Essen. Wir wohnten in Holsterhausen. Die Gruga war gleich „nebenan“. Ich war mit meinen Eltern sehr häufig da.

Es gab ungefähr dort, wo sich heute Orangerie und Oktogon befinden, das Aquarium und ein Freibecken für Seehunde und Pinguine. Ein Stück weiter Richtung Grugahalle auf dem Gelände der heutigen Spielplatz-Landschaft waren Tiergehege. Ich erinnere mich an Füchse, einen Wolf und ein Wildschwein – und eine „Bärengrube“ mit Braunbären.

Das Wildschwein hatte es mir angetan.

Es hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, in seinem recht kleinen Gehege zu warten bis genügend Menschen vor dem Gitter standen. Dann warf es sich mit Anlauf in seine Suhle-Kuhle. Die „erste Reihe“ bekam den ganzen Segen ab. Ich fand das zum Schreien komisch.

Ich erinnere mich an den Wolf, der hinter seinem Gitter ununterbrochen von einer Seite zur anderen lief; an den Fuchs, der ebenfalls monoton in ständiger gleichförmiger Bewegung war. Mein Vater erklärte mir den Grund für dieses Verhalten. Ich fand es schrecklich.

Später bekam ich mit, wie die Zahl der Seehunde und Pinguine immer geringer wurde, weil sie krank wurden und starben, weil Menschen zum Beispiel Gummi- und Plastikteile und Pull-off-Ringe von Getränkedosen in das Becken warfen.

Über die Bären schrieb ich einen Aufsatz aus der nicht enden wollenden Reihe „Mein schönstes Ferienerlebnis“…

Wie niedlich! Wie schrecklich!

Haben all diese Tiere einen besonderen Einfluss auf meine Entwicklung gehabt? Mir ihre Natur und ihr „eigentliches“ Leben, wie sie es in Freiheit leben dürften, nähergebracht? Hatten sie noch einen anderen Lebenszweck als den, bestaunt und belacht zu werden?

Fragen, die sich Zoos auch heute noch gefallen lassen müssen. Ist Zootierhaltung Artenschutz? Wissensvermittlung über heimische und exotische Tierarten? Oder noch immer die gleiche Volksbelustigung wie vor vielen Jahren – nur moderner und aufwändiger. Vielfältige Vermarktungsmöglichkeiten inklusive: Eisbär Knut auf T-Shirts, Tassen und Blechpostkarten als Andenken an den Tag im Zoo…

Möge der Sommer für Sie eine entspannte Zeit werden. Ohne Leid für Mensch und Tier.

Ihre Elke Esser-Weckmann

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