Albertie Ausgabe 03/2017

Die neue Albertie 03/2017 ist da

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Liebe Tierfreundinnen, liebe Tierfreunde,

Ist es ein alter Brauch oder eine neue Mode? Seit einigen Jahren hört man häufig von Brautpaaren, die bei ihrer Hochzeit weiße Hochzeitstauben in den Himmel fliegen lassen, um damit ihrer Trauung „einen romantischen und emotionalen Akzent“ zu verleihen. Buchen kann man dieses zusätzliche Highlight bei einer schieren Unmenge von Anbietern zu ganz unterschiedlichen Preisen. Ein beliebig herausgegriffener Dienstleister „im Auftrag der Liebe“  bietet neben einem Standardpaket zu 155 Euro (beinhaltet „10 weiße Tauben im Korb“ und „2 weiße Tauben für gestellte Fotos, die das Brautpaar in die Hand bekommt“) und einem Exklusiv-Paket zu 260 Euro (insgesamt 22 weiße Tauben) auch ein Luxus-Paket zu 355 Euro mit 32 weißen Tauben. „Dieses Paket ist nicht mehr zu toppen! Hier schöpfen Sie unsere Möglichkeiten mit den weißen Tauben zur Hochzeit fast vollständig aus“, wirbt der Anbieter auf seiner Internetseite und verspricht noch zusätzlich „1 personalisierte Gedichturkunde“ und „10 x 2 m roter oder pinker Teppich“…

Man ist erstaunt

Insgesamt rund 29.500 Einträge erbrachte meine Eingabe des Begriffs „Hochzeitstauben“ in die Internet-Suchmaschine, die fast alles weiß… Sehr viel weniger Ergebnisse habe ich allerdings bei Eingabe der beiden Wörter „Hochzeitstauben“ und „Tierschutz“ gefunden. Der Großteil bezog sich dabei auf die Versicherung der Hochzeitstauben-Anbieter, dass bei ihnen und ihren Tauben in Sachen Tierschutz alles in Ordnung sei. Auf welcher Grundlage diese Zusicherung erfolgt, ist allerdings sehr beliebig. Die verschiedenste Paragraphen des Tierschutzgesetzes müssen als Beleg herhalten  – und manchmal muss auch die unbelegte Behauptung „Tiere und deren Haltung sind von Tierschutz geprüft“ reichen.

Wohl keine passende Symbolik für Brautpaare…

Nur bei – gefühlt –  einer Handvoll der aufgelisteten Ergebnisse handelte es sich um Zeitungsartikel oder Berichte, die sich mit tatsächlichen Tierschutzaspekten auseinandersetzen. Hier nur eines der Argumente: Bei „Hochzeitstauben“ handelt es sich häufig um reine Schautauben (Volièrentauben), die von ihren Anlagen her gar nicht in der Lage sind, frei zu fliegen und sich zu orientieren. Ergo wissen sie auch nach dem Auffliegen nicht, wohin sie (zurück)fliegen sollen… Sie enden deshalb oftmals als Opfer von Elstern und Greifvögeln oder werden – völlig abgemagert und entkräftet – von Tierfreunden im Tierheim abgegeben.

Es wäre schön, wenn wir Menschen endlich ein Gefühl dafür entwickeln würden, dass die wirklich romantischen und emotionalen Akzente in unserem Leben nicht auf Tierleid basieren sondern auf Menschlichkeit…

Einen romantischen Herbst wünscht Ihnen

Ihre Elke Esser-Weckmann

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